Chronik
(Zusammenschnitt aus der "Festschrift 100 Jahre Bürgermusik Benken 1897 - 1997")
Die Bürgermusik im Jahr 1900
Am 18. Dezember 1897 versammelten sich in der Wohnung des Lehrers Gottfried Hüsler 15 wackere Männer, die ein gemeinsames Ziel hatten. Sie wollten einen Verein gründen, der die Volksmusik im Dorf pflegen und der Bevölkerung nahebringen sollte. So entstand die Blechmusikgesellschaft Benken.
Die erste Kommission setzte sich aus folgenden Personen zusammen: Präsident: Gottfried Hüsler, Lehrer / Aktuar: Josef Hofstetter, Handlung / Kassier: Jakob Küng Sticker. Gottfried Hüsler wurde ausserdem auch gleich als erster Dirigent angestellt. Er wurde mit 10 Rappen pro geleitete Probe und mit 20 Rappen für eine Seite Notenschreiben entschädigt.
Das erste Jahr war geprägt von Proben und "Produktionen", den heutigen Ständchen. Diese Aufführungen fanden im Freien statt und dienten nebst der Unterhaltung der Bevölkerung auch dazu, ein paar Franken in die Vereinskasse zu erwirtschaften.
Am 22. und 29. Januar 1899 fanden dann die ersten Abendunterhaltungen im Rösslisaal statt. Zu einem Eintrittspreis von 80 Rappen wurde den Zuhörern ein Programm mit 14 Nummern gespielt. Vorgetragen wurden Titel wie "Die Zaubertrompete, Schützenpolka für Cornet und Pianoforte" oder "Rommel mit der grossen Trommel, Solo-Scene". Anlässlich dieser Konzerte trat der Verein übrigens auch zum ersten Mal unter dem Namen "Bürgermusik Benken" auf. Wann und warum dieser Namenswechsel vollzogen wurde, ist leider nicht bekannt.
Am 15. März 1902 wurde mit der Firma Helbling, Rapperswil ein Vertrag über den Kauf von "18 kompletten Uniformierungen" zum Stückpreis von 90 Franken abgeschlossen. Dazu gehörte "ein Rock, grün mit Passports und Goldschnüren, eine Hose eisengrau und eine Mütze komplett mit weissem Rosshaarpinsel". Dieses Prachtsstück wurde am Ostermontag, 30. März 1902 anlässlich der Produktion in der Frohen Aussicht zum ersten Male zur Schau getragen.
Die Bürgermusik 1926 in ihrer ersten Uniform
Auch der Besuch von Musikfesten war schon in den ersten Jahren ein aktuelles Thema. So nahm die Bürgermusik am 23. August 1903 erstmals an einen Musiktag des Kreises Linth teil. Leider finden sich keinerlei Bemerkungen zu diesem Fest. Aber Jahre später beschrieb Hans Furrer, Aktuar, das Warten vor dem grossen Auftritt wie folgt: "Als es an uns war, die Bühne zu besteigen, ist manchem das Herz wie ein sprudelndes Bächlein gewesen..." Ein Zustand, den man wohl immer kennen wird...
Anfangs der 20er-jahre bahnte sich die Umwandlung der Bürgermusik von einer Blech- in eine Harmoniemusik an. Anlässlich der Hauptversammlung am 26. Februar 1921 "erhob Christian Steiner den schon letzten Jahr gehobenen Antrag, man möchte irgendwie möglich Holzinstrumente herbeiziehen". Gesagt, getan! Bereits am Weissen Sonntag desselben Jahres marschierten 3 Klarinettisten mit.
Zum ersten eigentlichen Höhepunkt in der dannzumal noch jungen Vereinsgeschichte kann mit Sicherheit die Teilnahme am 1. St. Gallischen Kantonalmusiktag am 14./15. Juli 1928 in Wattwil erklärt werden. Die Wichtigkeit dieses bläserischen Wirkens zeigt sich in der Tatsache, dass der Protokollführer - übrigens einzigartig in der Geschichte der bmb! - rote Tinte für seinen Bericht verwendet hat.
Hier ein kurzer Auszug: Ennet dem Ricken "traten wir mit etwas bangem Herzen in die Turnhalle ein: Präludium von Kempter. Glücklich wurden wir fertig... Das Konzert der Feldmusik Jona bereicherte uns den Hunger... Endlich vernahm man das Zeichen, welches für das Absenden galt... Nun kam der entscheidende Moment: 3. Kategorie im 1. Rang Benken, Bürgermusik, mit 38 Punkten. Konnte das sein, oder hatte sich unser Ohr getäuscht? O nein, unser lieber Dirigent, Herr Lehrer Sieber war auf der Bühne erschienen... Überall wurden wir bewundert: "lueged emal, d'Benkner, die hend no de erscht Priis..."
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bedeutete einen harschen Unterbruch der Aktivitäten. Die Bürgermusik konnte während des ganzen Krieges nie in voller Besetzung proben oder auftreten. Die Chränzli jedoch wurden ausser 1940 jedes Jahr durchgeführt. Die Bevölkerung war für diese Abwechslung sehr dankbar und der Rösslisaal an allen Aufführungen "zum Bersten voll". Der Waffenstillstand vom 08. Mai 1945 war für alle eine Erlösung. So steht denn auch geschrieben: "Zur Feier des Waffenstillstandes liess sich unser Korps nicht nehmen mit einem Konzert aufzuwarten..."
Anlässlich der 50-Jahr-Feier der Bürgermusik im Jahre 1947 erhielt die bmb ihr erstes Vereinsbanner. Die künstlerische Gestaltung dafür übernahm Louis Thum. Die erste Fahnenpaten waren Martina Wick und Hans Hofstetter (Kafi Hans) und als erster Fähnrich wurde Ferdinand Steiner (Fröschner Ferdi) gewählt.
1. Fahne
Den grössten Dämpfer ihrer Vereinsgeschichte erlebte die Bürgermusik wohl anlässlich ihrer ersten Teilnahme an einem Eidgenössischen, am 7. Juli 1957 in Zürich. Mit grosser Zuversicht kamen die Musikanten in Zürich an, doch von nun an klappte nichts mehr planmässig.
40 Jahre später erinnerte sich Emil Jud sen. wie folgt: "Das Probelokal zum Einspielen war verschlossen. Als man dann endlich den Schlüssel gefunden hatte und wir ins Lokal konnten, liess sich wiederum die Kiste mit den Notenständern nicht öffnen. Aus Zeitgründen bliesen wir gerade noch einige Akkorde und schon ging es ins Vortragslokal. Wir waren doch alle ziemlich nervös, doch lassen wir das, wir können das Ding ja nicht mehr drehen."
Wie's weiter ging? Nun, das Selbstwahlstück, "Ouverture pastorale" von Paul Huber, wurde mit gutem Erfolg dem Kampfgericht dargeboten. Anschliessend folgte sofort das Aufgabenstück "Hebe die Göttin der Jugend". Doch anscheinend war diese Göttin der bmb nicht gerade hold gestimmt, denn durch das Versagen einiger Bläser musste der Dirigent abwinken und nochmals von vorne beginnen; wohlverstanden ohne entsprechenden DaCapo-Hinweis...
Dieser Schock sass wohl sehr tief, denn es dauerte ganze 24 Jahre, bis sich der Verein wieder zu einer Teilnahme an einem Eidgenössischen Musikfest entschliessen konnte.
In den 60er-Jahren erhielt das Holzblasregister Zuzug durch den ersten Flötisten (Oskar Schnider), in den Siebzigern folgten die Saxofone, und seit einigen Jahren wird der Holzklang durch Oboe und Bassklarinette bereichert.
Und hier noch eine kurze prägnante Notiz aus dem Hauptversammlungsprotokoll vom 12. Februar 1966: "Als Neumitglieder werden aufgenommen: ... und Ruth Schnider." Die Männerbasiton war endgültig gefallen. Und es lässt sich nicht verhehlen, dass schon oft der eine oder andere Musikant dank weiblichem Zurechtrücken von Flieger oder Kragen zu einer besseren Tagesform auflief.
Die Bürgermusik in ihrer vierten Uniform
Im Dezember 1974 hielt die Bürgermusik den Unterhaltungsabend zum ersten Mal in einem anderen Rahmen ab, als Kirchenkonzert nämlich. Unter der Leitung von Josef Tremp und Christoph Mark trug die Bürgermusik zusammen mit dem Männerchor die eingeübten Stücke vor. Auch später kam es immer wieder zu solchen Aufführungen in der Benkner Pfarrkirche. So auch 1994, allerdings aus speziellem Grund: Der Benkner Musikverein war kontinuierlich gewachsen und zählte dannzumal fast 70 Mitglieder. So wurde es absolut unmöglich, alle auf der Rösslibühne zu platzieren. Zudem hatte die Qualität der Konzerte zuvor immer mehr unter den engen Verhältnissen im Rössli gelitten. Also wurde es Zeit, dass sich etwas änderte.
Schon ein Jahr später hiess es für alle Musikanten "Go west". Am 13. und 14. Januar 1996 konzertierte die bmb zum ersten Mal auf der neuen, grossen Bühne in der Rietsporthalle. Schon nach der ersten Probe konnte sich niemand mehr vorstellen, in die hallenden Klänge des Gemeindehaussaales oder die Engen des Rösslis zurückzukehren. Und schliesslich kann man einfach sagen, dass die bmb-Chränzli bleiben, was sie schon immer waren, nämlich gemütliche und fröhliche Anlässe mit Pfiff!
Im gleichen Jahr liess man dann auch noch endgültig die Schmach von Zürich vergessen, indem man am Eidgenössischen in Interlaken eine überzeugende Leistung bot. Im hervorragenden 12. Rang unter 39 konkurrierenden Zweitklassvereinen "Harmonie", welche von der gleichen Jury bewertet wurden, klassierte sich die Bürgermusik Benken. "Der Verein stellte sich von seiner besten Seite vor", stellte Pietro Damiani eingangs seines Expertenberichtes fest und der "musikalische Ausdruck gemeinsam mit der Interpretation waren eindrucksvolle Resultate". Worte, die anspornen und zu weiteren "grossen Taten" drängen.
Die Bürgermusik am 30. Eidgenössischen Musikfest 1996 in Interlaken
1997 feierte die Bürgermusik ihren 100. Geburtstag. Vier Tage dauerten die Festaktivitäten an. Zum Abschluss wurde am Sonntag der Kreismusiktag mit Bewertungsspiel durchgeführt. Und bei strahlendem Sonnenschein marschierte dann der Festzug am Sonntagnachmittag durchs Dorf. Allerdings sorgten gewisse Wetterkapriolen für zusätzliche Unterhaltung. Der Fön blies so stark, dass der eine oder andere Hut "vom Winde verweht" wurde. Dafür flatterten die Fahnen stolz und fröhlich im Wind, und die gestandenen Fähnriche hatten einiges an Kräften aufzubringen, um die Vereinsbanner fest im Griff zu behalten.
Dieses wunderschöne Fest bildete den Abschluss der ersten 100 Jahre in der bmb-Vereinsgeschichte und öffnete gleichzeitig das Tor zum zweiten Jahrhundert. Eine neue Zeit mit neuen Zielen und Aufgaben hat begonnen. Packen wir es also an!